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Pawel Ostrowski: Pilgerreise von Chöki Gyaltsen 2005

 

Bericht über die Pilgerreise von Chöki Gyaltsen zur Khordong-Gompa

im Mai/Juni 2005

(Verfasser: Pawel Ostrowski, dt. Übers.: K./Ch. Trembaczowski)


Nur durch die großzügige finanzielle Hilfe vieler Personen, die sowohl die Reisekosten für Antek (Chöki Gyaltsen Youngtse) als auch die seiner Mutter und einer weiteren Begleitperson gesponsort hatten, wurde die Basis für diese Reise geschaffen. Unser herzlicher Dank geht an alle, die dieses Unternehmen unterstützt haben.

Diese Pilgerreise war Erfüllung von Rinpoches Wunsch, der seinen Sohn Ugyen und Anteks Mutter verpflichtet hatte, Antek nach Vollendung seines fünften Lebensjahres zur Khordong-Gompa nach Tibet zu bringen.

Tulku Ugyen hatte die Reise organisiert mit der Unterstützung von Tulku Tsering Nima aus Khordong, der sich um Transport, Übernachtungen und die gesamte Betreuung während der Zeit in Tibet – Kham gekümmert hatte.

Wir flogen in einer Gruppe von fünf Personen (Antek, Julita, Dagmara, Lhamo, Paweł und Maciek) am 9. Mai 2005 ab Warschau über Moskau nach Peking. Nach einer Übernachtung in Peking erreichten wir am 11.05. Chengdu. Dort trafen wir Tulku Urgien mit seiner Frau Sashi, außerdem noch weitere drei Personen aus Westeuropa: Nadia Maati, Maria Beltran und Joy Pamo.

In Chengdu im Hotel Kanding wurde Antek durch eine Delegation aus dem Kloster Khordong, geleitet von Tulku Tsering Nima, offiziell begrüßt.

Am nächsten Tag (12. Mai) verließen wir Chengdu mit einem 16-Personen-Bus in Richtung Kanding. Einen Tag später erreichten wir Trango (chinesisch Luhuo). Unterwegs von Kanding überquerten wir die historische Grenze zu Ost-Tibet, indem wir den Tunnel unter dem Berg Erlang Shan passierten.

Am 13. Mai Ankunft in Trango. Am Abend dieses Tages schloß sich unserer Gruppe noch eine weitere Person (Adrian aus Polen) an. Seit etwa zwei Monaten lebte er dank Patrul Rinpoches Hilfe bereits in Tibet im Dzogchen Kloster, um dort Tibetisch zu lernen.

Am 14. Mai fuhren wir alle mit kleineren Bussen zum Kloster Khordong los. Nach 6 Stunden Fahrt erreichten wir die Stelle, wo für schwere Fahrzeuge kein Weiterkommen mehr ist. Ab dort muß man entweder zu Fuß oder mit Pferden seinen Weg fortsetzen. Wir wurden von Tulku Norbu mit vielen Begleitpersonen und Pferden bereits erwartet (zur Zeit kümmert er sich gemeinsam mit Tulku Palgon um die Khordong-Gompa).

Für uns alle war es ein sehr großes Erlebnis, auf Pferden den hohen und steilen Berg hinaufzureiten.

Als wir uns der Gompa näherten, ertönten Radongs und andere Blasinstrumente, deren Klänge uns begleiteten bis wir die für uns vorbereiteten Räume erreichten.

Gleich nach Ankunft segneten Tulku Urgyen und Tulku Chöki Gyaltsen (Antek) die Kloster- und Dorfbewohner. Es war eine langandauernde Zeremonie.

Der nächste Tag verlief eher locker - wir konnten in der Umgebung des Klosters spazieren gehen und uns nach der Reise etwas ausruhen. Am Nachmittag begannen - wegen des kommenden Padmasabhava Tages (Tse Tschu) - die viertägigen Lama-Tänze. Eine große Überaschung war, daß wir die zweite, momentan lebende, 25 jährige - Inkarnation von Chöki Gyaltsen kennenlernten. Er wurde vor mehreren Jahren, während der letzten Tibetreise unseres Rinpoches 1985 von ihm erkannt. Chöki Gyaltsen leitete in diesen Tagen die Pujas zur Zeremonie.

Am nächsten Morgen gegen 10.00h verließen wir die Hauptgompa und gingen zum Khordong - Ri Chö (ein Retreatplatz in den Bergen oberhalb der Gompa).

Dort, in der Stille der Berge, wurden die offiziellen Feierlichkeiten der Erkennung von Antek als Inkarnation von Chöki Gyaltsen (Inthronisation) durchgeführt. Dabei waren außer uns westlichen Besuchern noch Tulku Ugyen, Tulku Palgon, Tulku Norbu, Tulku Tsering Nima sowie ein paar hohe Lamas der Khordong Gompa anwesend. Während dieser Zeremonie - geleitet von Tulku Palgon - wurden dem jungen Chöki Gyaltsen Ehren erwiesen sowie Dharmaroben und Dharmatexte überreicht. Ebenso schenkte man ihm Geld und diverse Gegenstände. Chöki Gyaltsen segnete jede anwesende Person einzeln.

An den kommenden drei Tagen nahmen wir an den Lamatänzen teil und besuchten die im Bau befindliche neue Schedra in der Nähe des Klosters. In dieser Schule werden sowohl Kinder ab 5 Jahre als auch Erwachsene Dharma lernen können. Der Bau wird durch Tulku Tsering Nima betreut.

Am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes in Khordong wurden wir ins Klosterzimmer von Tulku Palgon eingeladen. Dort zeigte man uns die Termas von Nudan Dorje und wir alle wurden mit ihnen gesegnet.

Unser Abschied am nächsten Tag war sehr offiziell und unser Gepäck wurde zu dem Platz gebracht, wo die Autos auf uns gewartet hatten. Alle Lamas und Tulkus begleiteten uns dorthin und es flossen viele Tränen.

Unten am Fluß verabschiedeten wir uns von Tulku Norbu und fuhren zurück nach Trango, von wo aus wir weiter zu den Klöstern Shug Tschung und Serta fahren sollten. Unterwegs hielten wir in dem Dorf an, in dem unser Lama geboren worden war. Wir machten ein kleines Ritual an dem Platz, von dem aus der Berg Ri Tso zu sehen ist – der Berg, aus dem Nudan Dorje die meisten Termas geholt hat.

Es folgte eine Übernachtung in Trango. Am kommenden Morgen wurden wir sehr überrascht. Eine offizielle Delegation aus dem Kloster Shug Tschung, geführt vom Klosterabt Chime Dorje (hauptsächlich wegen Tulku Ugyen) begrüsste uns und begleitete uns zum Kloster.

Nach etwa 7 Stunden Fahrt, als wir in die Nähe des Klosters Shug Tschung kamen, fuhren uns etwa 30 Motorräder entgegen. Es waren Khampas, die uns mit Gebetsfahnen umkreisten. In ihrer Begleitung fuhren wir weiter bis wir zu einer wartenden Menschenmenge. All diese Menschen warteten mit Kataks in den Händen. Wir mußten anhalten und alle hielten Tulku Ugyen ihre Kataks entgegen. Rinpoches Sohn segnete sie aus dem Fahrzeug und überreichte die Kataks zurück an die Leute.

Nach diesem längeren Aufenthalt ging es langsam weiter; jetzt allerdings in zusätzlicher Begleitung von hundert Reitern, bis wir das Dorf erreichten, bei dem das Kloster Shug Tschung liegt. Als wir uns näherten, ertönten die Radongs. Ugyen Tulku und Antek wurden offiziell begrüßt und zur Gompa geführt, wo sie auf vorbereiteten Thronen Platz nahmen. Gemeinsam mit den Klosterbewohnern praktizierten wir die Kleine Rigdzin. Am nächstem Tag rezitierten wir gemeinsam mit den Mönchen aber auch den Dorfbewohnern die Big Rigdzin. Es gab ein riesigen Tsok und Tulku Ugyen erteilte allen Anwesenden speziell Segen. Die Feierlichkeiten dauerten bis zum Abend.

Nach der Puja besuchten wir eine Stupa, in der sich eine Statue von Nudan Dorje wie auch viele seiner Termas und Texte befinden, die in der Nähe vom Kloster gefunden worden waren, wie z.B. „Guru Tsen Gie” (Die Acht Namen von Padmasabhava).

Am nächsten Tag (dem 22. Mai) fuhren wir nach Serta weiter. Dort befindet sich die sehr berühmte durch Nudan Dorje gebaute Stupa. Vor dieser Stupa gab einstmals unser Rinpoche viele Ermächtigungen und Übertragungen.

Unterwegs besuchten wir das Kloster von S.H. Dodrupchen Rinpoche, wo Tulku Thondup eine wunderschöne zweistöckige Gompa gebaut hat. Wir fuhren weiter durch sehr hohe Berge. In einer Höhe von ca. 5.000m erreichten wir die Grenze zum ewigen Schnee.

Nachmittags kamen wir in Serta an. Dort wurden wir sehr herzlich von Tulku Phur Tsering und seiner Familie empfangen.

Der nächste Tag war „Saga Dawa” – einer der vier höchsten buddhistischen Feiertage. Tulku Phur Tsering brachte uns zu Tulku Gjurme Rinpoche. Dieser gab uns eine kurze Vajrakilaya-Initiation. Dabei wurden wir mit einer sehr großen Phurba gesegnet – (einem Terma des Zweiten Urgyen Sangye) – wie auch mit einer vergoldeten Kapala aus einem menschlichen Schädel, auf der deutlich die Silbe AH zu sehen war.

Anschließend begaben wir uns zu einem Tempel, in dem sich eine riesige Statue von Padmasambhava befindet, in deren Innerem 200 weitere kleine Padmasabhava-Stauen sind. Auf beiden Seiten der Haupstatue standen die Statuen von Yeshe Tsogyal und Mandarawa.

An einem der Pfeiler der Eingangspforte zur Gompa gibt es ein „Rang Jung” – ein selbsterscheinendes Mantra von Guru Rinpoche.

Schließlich besuchten wir noch eine riesige – durch Nudan Dorje gebaute – Stupa, in deren Innerem wir für die schnelle Wiedergeburt von Chhimmed Rigdzin Rinpoche beteten. Beim Verlassen der Stupa sahen wir über unseren Köpfen einen wunderschönen Regenbogen (es war gegen Mittag!).

Nachmittags lud uns Tulku Phur Tsering zu einem tibetischen Restaurant in offenen Zelten ein. Dort aßen wir Yakfleisch, es gab tibetische Tänze und viele Attraktionen.

Am nächsten Tag führte uns unsere Reise wieder nach Trango und von dort aus zum Kloster Bane. Wir bekamen eine Audienz bei einer Reinkarnation von Tulku Tsorlo (Wurzellehrer von unserem Rinpoche).

Es folgte nun die fast 24-stündige Rückfahrt nach Chengdu. Während dieser Fahrt hatte eines unserer Autos eine Kollision mit einem schweren Laster. Der mehrtonnige Kipper traf uns seitlich und wurde von unserem kleinen Bus auf die Seite geschleudert. Dabei wurde unser leichter Bus kaum beschädigt. Wir alle waren der Meinung, daß uns bei diesem Unfall unser Rinpoche besonderen Schutz gegeben hatte.

In Chengdu hatten wir einen Ruhetag bis zum Rückflug über Peking und Moskau nach Warschau.

Noch mal möchte ich mich im Namen von Anteks Mutter und in meinem eigenen für Eure Großzügigkeit bedanken, die Antek und uns diese wichtige Reise ermöglicht hat. Mit diesem Besuch ist nach unserer Ansicht die Basis für eine starke Verbindung geschaffen worden zwischen der europäischen Sangha und der tibetischen Khordong-Tradition.


Herzlichen Dank - Paweł Ostrowski

Warschau Nov, 2005

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