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2008 Worte an die Sangha

Ein paar Worte an die Sangha
von Chhimed Rigdzin Rinpoche

von Tulku Thondup

Nun haben wir hier in Berlin zwei Tage Belehrungen gehört und meditiert. Ich bin sehr glücklich, dass ihr an dem Programm teilnehmen konntet und hoffe, es war nützlich für euch. Für mich war es eine wunderbare Gelegenheit aus zwei Gründen. Erstens ist es wundervoll, die Möglichkeit zu haben, alte Freunde wiederzusehen und einige neue Freunde zu treffen. Zweitens bin ich glücklich, dass es mir möglich war, über einige bedeutungsvolle Meditationen, die sowohl das jetzige, als auch die unbekannten, kommenden Leben verbessern, zu sprechen und sie anzuleiten. Lernen und Meditationserfahrungen werden uns dafür rüsten, anderen zu helfen.

Wenn wir mit Verstehen, Konzentration und Hingabe zusammen meditieren, können wir erfahren, dass sich unsere Herzen vereinen, sich unser Geist in Übereinstimmung befindet und unser Zusammenleben aufblüht, und dies alles durch die kraftvollen Energien von Gebeten und hingebungsvollem Zelebrieren aus der Tiefe unserer Herzen. Diese Art hingebungsvoller Meditation ist ein wundervolles Vorgehen, um ein solides spirituelles Fundament zu errichten.

Heute werden wir ein wenig über die Sangha (Gemeinschaft) und die Linie der Khordong-Tradition sprechen. Aus tiefstem Herzen habe ich den Wunsch, dass ihr alle – die hingebungsvollen Schüler der Linie von Rinpoche und meine guten Freunde – Fortschritte macht, wenn ihr zusammen – Hand in Hand – den Weg auf das spirituelle Ziel zu geht, so wie es euch von Rinpoche gezeigt wurde. Viele von euch haben Rinpoche getroffen, ich meine Chhimed Rigdzin Rinpoche, und einige von euch nicht. Aber ihr alle, wie auch immer, wurdet von ihm inspiriert, von der Tradition und der Linie, die er repräsentierte. Das heißt, ihr alle kennt ihn und seid mit ihm auf die eine oder andere Art verbunden, so dass ich nicht allzuviel wiederholen muss. Aber ich möchte gern ein paar Worte sagen in dem Bestreben, die Erinnerung und Verbundenheit, die ihr mit Rinpoche habt, aufzufrischen und zu stärken.

Wie ihr wisst, ist Rinpoche ein besonderer und einzigartiger Meister. Er ist die Reinkarnation von Khordong Terchen aus dem Khordong-Kloster in Kham, Ost-Tibet. Khordong Terchen war die Reinkarnation von Khyechung Lotsa, einem der 25 Hauptschüler von Guru Padmasambhava. Khordong Terchen war ein großer Terton – Dharma-Schatz-Entdecker – der viele Bände von Termatexten und heiligen Objekten entdeckt hat, die im 8. Jahrhundert von Guru Padmasambhava durch seine erleuchtete Kraft verborgen wurden.

Das heißt, dass es in der Linie zwischen euch und Guru Rinpoche – dem größten wundertätigen Meister der buddhistischen Geschichte und der Quelle zahlreicher tiefgründig esoterischer Belehrungen – nur einen Meister gibt, Rinpoche.

Wie ihr wisst, wurde Rinpoche von vielen großen Lamas als Tulku, als Reinkarnation von Khordong Terchen anerkannt. Aber für mich gibt es einen größten Beweis. Tulku Tsullo (Tsulthrim Zangpo) sorgte für ihn, hegte und lehrte Rinpoche wie sein spirituelles Kind. Tulku Tsullo war einer der größten Gelehrten, Asketen und Adepten der Nyingma-Welt und ein Buddha in menschlicher Form. Er diente und respektierte Rinpoche als den Tulku von Khordong Terchen, seiner eigenen, ewigen Zuflucht.

Rinpoche wuchs im Khordong-Kloster im Nyi Tal in Ost-Tibet und in der Kunkhe-Einsiedelei zu Füßen Tulku Tsullos auf. Ungefähr im Alter von 18 Jahren ging Rinpoche nach Zentral-Tibet und schon bald nach Indien, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Er sagte oft zu mir: „Ich wußte sehr genau, was mit Tibet passieren würde. Darum habe ich Tibet so früh verlassen“.

Dann absolvierte Rinpoche, unterstützt von seiner Gefährtin – Amala Sangye Khadro – ein striktes Dreijahres-Retreat in Tso Pema (Lotus-See, Rowarsar) im indischen Bundesstaat Himachal, unter der Förderung vom König von Mandi. Von Tso Pema wird gesagt, es sei der See, der von Guru Rinpoche geschaffen wurde, indem er Feuer und Öl in Wasser und Lotussee verwandelte, als der König von Zahora – der Vater seiner zukünftigen Gefährtin Mandarawa – versuchte, ihn lebendig zu verbrennen. Vom König von Mandi wird gesagt, er gehöre der Abstammungslinie des Königs von Zahora an. Auf Bitten des Königs von Mandi beendete Rinpoche eine schwere Dürre, indem er für strömenden Regen sorgte. Rinpoche saß draußen im Kalten, bedeckt nur mit einer nassen Baumwolldecke.

1954 folgte er einen akademischen Ruf an die Visva-Bharati Universität (Shantiniketan), einer Institution, die von dem großen indischen Poeten und Nobelpreisträger Rabindranatha Tagore (1961 – 1941) gegründet wurde. Als Leiter der Abteilung für indo-tibetische Studien war Rinpoche dort bis 1987 tätig und baute die Abteilung zu einem vollwertigen Institut der Studien der tibetischen Literatur und des Buddhismus aus. Rinpoche war der erste tibetische Gelehrte, der eine akademische Position von diesem Rang und Namen an einer indischen Universität innehatte. Um Forschungsprojekte zu unterstützen, besuchte Rinpoche 1958, auf Einladung von Professor Giuseppe Tucci (1894 – 1984), für ein Jahr ISMEO in Rom und für ein weiteres Jahr die Universität von München in Deutschland.

Unter der Leitung von Rinpoche verbrachte ich selber sieben Jahre (1963 – 66 und 1976 – 80) in Shantinitekan. Es war für mich eine Zeit großer Freude, ihn besser kennenzulernen und zu entdecken, dass er ein so gütiger, kraftvoller und großer yogischer Meister war. Selbst Fremde in den Straßen fühlten sich oft überwältigt, nur in seiner Nähe zu sein. Viele, die mit ihm verbunden waren, genossen eine Art erstaunlicher Geborgenheit, Ankerung und erhebenden Glanz in seiner Präsenz.

In den späten sechziger Jahren fing Rinpoche an, westliche Schüler zu haben. Und über diesen Teil seines Lebens, wisst ihr mehr Bescheid als ich. Rinpoche mochte keine gemütlichen und faulen Menschen. Manchmal schien es, er wäre ärgerlich und würde losbrüllen, aber genau in diesem Moment kam es oft vor, dass er sich mit dem strahlendsten Gesicht und liebevollen Augen zu dir drehte und mit einem völlig ruhigen Geist zu dir sprach. Also war es nur ein Zeigen oder Schauspiel mit einer Absicht, jedoch nicht aufgrund von Emotionen.

Wenn man sich die buddhistische Ikonographie anschaut, gibt es eine Menge von zornvollen und friedvollen Buddha-Bildern. Entsprechend des Buddhismus sind zornvolle Buddhas keine Buddhas, die ärgerlich sind, sondern sie erscheinen nur in zornvoller Form, um die starken negativen Kräfte durch die kraftvolle Energie zornvoller Bilder zu zähmen. Ihr Geist muss friedvoll, ruhig, freudvoll und allwissend sein, sonst wären sie Monster und keine Buddhas. So zeigte auch Rinpoche zornvolle Formen, wenn es die Situation verlangte, war es selber aber nicht. Sein Herz blieb immer liebend und fürsorglich.

Auch studierte er mit einer Anzahl der größten Gelehrten wie Tulku Tsullo und wurde zu einem gelehrten Meister. Jedoch lag sein Hauptaugenmerk nicht im wissenschaftlichen Lehren, sondern einfach er selbst zu sein, war seine unglaublichste Belehrung.

Große Meister haben ihren eigenen Stil zu lehren und ihren Schülern zu helfen. Rinpoches Weg lag in der Kraft von Zeremonien. Durch Zeremonien, Gebete und Singen mit hingebungsvoller Energie belehrte er die Menschen, öffnete ihren Geist, gab Übertragungen und erweckte ihre spirituellen Erfahrungen. Die Hauptmethode war das gemeinsame Singen von Gebeten und das Durchführen von Tsok-Zeremonien, insbesondere das Singen des Sieben-Zeilen-Gebetes von Guru Padmasambhava.

Er führte seine Schüler in Tsok-Zeremonien ein. Häufig war es so, dass er sie den größten Teil des Tages anleitete, wieder und wieder die Gebete mit Musik zu singen. Einige seiner Schüler fingen schon bald vor Hingabe an zu weinen und zu zittern und gingen in eine Art von Trance ein. Er sagte dann gewöhnlich: „Wenn sie es schaffen, ihren konzeptuellen Geist aufzulösen, dann können sie die wahre Natur realisieren“. Er erzählte mir immer wieder: „Tulku Tsullu und seine Schüler haben oft das Sieben-Zeilen Gebet und das Gebet über Vergänglichkeit mit Trommeln und Musikinstrumenten gesungen. Durch die Kraft der Hingabe weinten und zitterten viele und es schien, als würden sie ohnmächtig. Aber in Wirklichkeit wurden sie nicht ohnmächtig. Sie beendeten ihre konzeptuellen Gedanken durch das Erwecken der wahren Natur des Geistes, so wie sie ist."

Rinpoche kümmerte sich wenig darum, Leute zu beeindrucken oder zu überlegen, was sie über ihn denken könnten. Seine anspruchslose Natur und sein authentisches Sein erreichte in vielen Herzen am meisten.

Mit seiner üblichen Zuversicht war er immer großzügig darin, andere in ihrem Leben zu führen und auch darüber zu sprechen, was in der Zukunft passieren würde. Obgleich er nicht oft Prophezeiungen gemacht hat, sprach er aufgrund der Kraft seiner Hellsicht in subtiler Form, direkt oder indirekt, immer über mögliche Ereignisse in der Zukunft.

Er war so direkt, dass er aussprach, was immer er dachte und was auch immer er war, zeigte er unverstellt und ohne Zögern.

Amala sagte ihm immer: „Was werden die Leute sagen, wenn du so angezogen bist? Bitte ziehe doch schönere Kleider an.“ Er antwortete: „Die Leute werden sagen, C.R. Lama (so nannten ihn seine indischen Freunde) kommt, nicht, C.R. Lamas Kleider kommen.“ Er kümmerte sich nicht darum, wie er aussah.

1980 ging ich nach Amerika. Danach traf ich Rinpoche nur zu drei kurzen Gelegenheiten wieder. Somit wissen viele von euch über diesen späteren Abschnitt von Rinpoches Leben wahrscheinlich mehr als ich.

Aber hier möchte ich euch an zwei Punkte seines Lebens erinnern. Erstens, er war ein natürlicher, bescheidener und authentischer Meister. Zweitens, seine Methode zu lehren, euch zu erreichen, euch zu helfen oder euch aufzuwecken, war durch Zeremonien, Gebete, hingebungsvolle Gebete. Somit hoffe ich, ihr könnt euch an sie erinnern und euch an diesem Können erfreuen.

Seit Rinpoche gegangen ist, sind nun mehr als vier Jahre vergangen. Aber ich freue mich sehr darüber, dass ihr immer noch als eine Sangha, eine Gemeinschaft von Rinpoche, zusammen seid. Oftmals ist es so, dass kurz nach dem Weggang des Meisters die Schüler anfangen, das Zentrum zu verlassen und es endet darin, dass niemand mehr da ist, um die Linie weiterzuführen. Aber im Fall der Khordong-Sangha ist es so, dass ihr dabei geblieben seid und die Khordong-Linie von Chhimed Rigdzin Rinpoche bewahrt.

Hier in Berlin trefft ihr euch jeden Sonntag und auch an Guru-Rinpoche- und Vollmond-Tagen. Solche Treffen hören sich einfach an, aber ich weiß, dass sie eine Menge Mühe und Engagement von eurer Seite erfordern. In ein Zentrum zu kommen, hat mehrere Ziele und Nutzen. Das Zentrum aufrechtzuerhalten, Rinpoche zu dienen und die Linie zu bewahren. Aber noch viel wichtiger ist es, dass es euer eigenes Leben verbessert, nicht nur dieses Leben, sondern auch die darauffolgenden Leben in der Zukunft. Bedeutend ist es, weil es euch durch die Kraft eurer eigenen Verdienste, des Segens und Bestrebens, zu besseren Werkzeugen macht, um allen Mutter-Wesen zu dienen. Trotz aller persönlicher Schwierigkeiten werdet ihr, als aktive Mitglieder von Rinpoches Sangha, immer in der niemals untergehenden, sonnengleichen Liebe und Kraft von Rinpoche bleiben. Ich bewundere euch und bin dankbar dafür, wie ihr euch selbst und vielen anderen behilflich seid.

Außerdem ist das nicht nur in Berlin so, sondern an so vielen anderen Plätzen in Europa, wie Darnkow, und auf dem Gompa-Land in Indien arbeiten viele Schüler Rinpoches hart daran, seine Lehren und Praktiken aufrechtzuerhalten. Von ganzem Herzen erfreue ich mich an ihrer Hingabe und bin jedem von ihnen dankbar.

Der Buddha selbst führte das buddhistische Sangha-System ein. Um eine Sangha zu begründen, benötigt man vier ordinierte Mönche oder Nonnen. Später wurden die Sanghas der Bodhisattvas und der Tantriker begründet. Die erfahrenste Person unter ihnen führt die anderen selbstlos. Die anderen folgen den Anführern mit Achtung und alle arbeiten und praktizieren den buddhistischen Weg als ein Körper: Alle Aktivitäten der Sangha müssen von der Liebe für alle und Hingabe zu den Drei Juwelen, Buddha, Dharma und Sangha, inspiriert sein. Durch das gemeinsame Zusammenleben und Üben in Harmonie, schaffen sie die Sangha als eine Zufluchtsstätte der Vernunft, für sich selbst und die zukünftigen Nachfolger. Diese reine Intention und dieses Bestreben sind der wahre Zweck und Weg, eine Sangha zu haben.

Im Allgemeinen wird eine Sangha von Menschen, die spirituelle Wahrheit realisiert und Freiheit von mentalen Verunreinigungen erlangt haben, die edle Sangha genannt. Auf eine solche Sangha müssen wir uns auf unserer spirituellen Reise stützen, und zu Beginn jeder unserer Übungen des buddhistischen Pfades nehmen wir Zuflucht zu ihnen. Unsere Sangha mag solche Individuen haben oder nicht, aber sicher ist, dass wir alle daran arbeiten.

Die Khordong-Sangha wurde von Rinpoche selbst gegründet und geführt, erst körperlich und jetzt spirituell. Ihr folgt seiner Führung und haltet die Schätze in Ehren, die er euren Händen anvertraut hat. In all den Jahren, seit Rinpoche gegangen ist, haben so viele von euch viel Zeit und Energie aufgewendet, um der Sangha von Rinpoches Kindern zu dienen. Wenn ihr diese Arbeit mit Vertrauen in die Drei Juwelen macht, mit Liebe für alle lebenden Wesen und mit Achtung vor allen Sangha-Mitgliedern – dann wird die Arbeit für die Sangha zu einer kraftvollen Dharma-Übung.

Jeder Dienst, wie etwa Saubermachen, wird zu einem wahren Dienst für die Dharma-Freunde und viele andere, die beste Darbringung für die Drei Juwelen und Rinpoche, Bodhichitta im Handeln für alle Mutter-Wesen, Reinigung vergangener Untaten, ein Weg, um Verdienste anzusammeln, tiefste Andachtsübung und Guruyoga, um eure eigene erleuchtete Natur zu erwecken – wie in der Geschichte von Chudapanthaka (Lam Phran brTan)1 dargestellt.

Wie auch immer, wir sind Menschen aus Fleisch und mit Emotionen. Wenn wir zusammenkommen – selbst im Dharma-Zentrum – können sehr leicht verschiedene Ideen und emotionale Bedürfnisse aufeinanderstoßen. Wenn wir unseren Emotionen freien Lauf lassen, werden Frieden und die Segnungen des Zentrums keine Chance haben, aufzublühen.

Also, wie gehen wir mit den Aktivitäten der Sangha um:

Als Individuum: die Ideen und Sichtweisen jedes Mitglieds sollten willkommen geheißen werden. Aber ohne Konflikte – alle sollten zu einer Einigung über einen Konsens gelangen, oder in Übereinstimmung mit der Weisheit, die von weisen Führern zur Verfügung gestellt wird. Dann müssen alle an dem zugestimmten Projekt als ein Individuum arbeiten. Das Resultat könnte monumental sein.

Spirituell: seht das Zentrum als heiligen Platz an. Freut euch darauf, zu diesem Heiligtum wie auf eine Pilgerreise zu gehen. Heißt alle mit reiner Liebe willkommen, indem ihr sie als die Gefährten zur Erleuchtung anseht. Seht die religiösen Objekte als lebendige Buddhas mit allwissender Weisheit, bedingungsloser Liebe und grenzenloser Kraft. Wenn ihr die Objekte so sehen könnt, als hätten sie diese Qualitäten, werden diese besonderen Qualitäten in eurem eigenen Geist erweckt, sobald euer Geist in einer solchen reinen Wahrnehmung geübt ist. Dann macht mit Leichtigkeit und Freude eure Meditation, indem ihr die gesamte Aufmerksamkeit eures Geistes darauf lenkt. Erfreut euch wieder und wieder daran – eure kostbare Lebenszeit in Meditation zu verbringen. Seht die Arbeiten im Zentrum als ein Privileg und als eine Darbringung.

Danach, ob ihr zu Hause seid oder auf der Arbeit, erinnert euch an das „Gefühl“ der Meditation, das ihr früher gehabt habt, und erfreut euch an all dem, wieder und wieder, immer wieder während des ganzen Tages.

Aber auch mental und körperlich, wenn ihr beschäftigt seid, mit Kochen oder Spazierengehen, macht es euch zur Angewohnheit, leise ein Gebet zu singen. Wenn ihr das tut, dann ist ein Teil eures Lebens in einem beständigen Strom verdienstvoller Handlungen eingebunden. Wie wunderbar! Euer Leben wird sich, obgleich langsam, vor euren Augen verändern.

Ja, ihr könnt allein praktizieren, allein in Abgeschiedenheit. Doch mit vielen gleichgesinnten Anhängern zu praktizieren, hat eine größere inspirierende Kraft. Ihr könnt von anderen Hilfe bekommen und könnt anderen Hilfe anbieten. Das ist der Bodhisattva-Weg und der tantrische Weg zu Leben. Und im Besonderen war Rinpoches Weg, andere zu erreichen, wie schon vorher gesagt, durch Zeremonien, wie die Tsok-Zeremonie.

Warum hat Rinpoche diese Zentren gegründet? Er muss eine Vision gehabt haben, er muss über die Zukunft nachgedacht haben. Äußerlich war Rinpoche abweisend, roh und sorgenfrei oder grob. Innerlich war sein Herz voll tiefen Mitgefühls und überfließender Liebe. Geheim konnte seine Weisheit weit in der Zukunft liegende Ereignisse sehen. Daher müßt ihr daran arbeiten, dass sich seine Visionen verwirklichen.

Oftmals werden nur wenige Schüler kommen. Diese wenigen arbeiten ständig hart daran, das Zentrum sauber und in Ordnung zu halten. Vielleicht haben sie dann das Gefühl, dass niemand anderes sich um das Zentrum kümmert. Also versucht alle, zum Zentrum zu kommen, um eurer selbst willen, für die Sangha und für die Linie. Wenn ihr kommt, solltet ihr – neben der Praxis – in erster Linie schauen, was es zu tun und in Ordnung zu bringen gibt. Für das Zentrum zu arbeiten hat viele Verdienste, wie wir schon vorher diskutiert haben.

Einige mögen denken: „Ich brauche das Zentrum nicht zu reinigen, da ich ein führendes/langjähriges Mitglied bin“, „ich habe viel Geld gegeben“, „ich komme fast nie“, oder „ich arbeite ständig.“ Wenn ihr das tut, ist etwas nicht in Ordnung und ihr müsst eure Einstellung überprüfen. Daher müssen führende oder langjährige Mitglieder ein Vorbild für andere sein. Spender sollten auch helfen, gerade um mehr Verdienste anzusammeln. Diejenigen, die selten kommen, müssen helfen und die Gelegenheit ihres seltenen Privilegs wahrnehmen. Aber ihr alle, bitte helft diesen wenigen, die ständig die wenige Zeit und Energie, die sie haben, aufbringen.

Dies ist die schwierigste Zeit für die Khordong-Linie, weil Rinpoche nicht mit uns ist. Seine Reinkarnation wurde noch nicht gefunden. Aber wir alle vertrauen darauf, dass wir eine bessere Zukunft haben werden. Wenn ihr Rinpoches Linie in seiner Abwesenheit nützen könnt, in ihrer schwierigsten Zeit, werdet ihr mehr Verdienste ansammeln, als ihr zu Rinpoches Lebzeiten zu dienen. Das ist der besondere Grund, warum der Buddha sagte: „Wenn ihr den Dharma in Zeiten des Niedergangs aufrechterhaltet, werden die Verdienste größer sein, als wenn ihr versucht, den Dharma zu erhalten, wenn er gedeiht.“

Diejenigen in leitenden Positionen müssen versuchen herauszufinden, was die Ideen und Wünsche der Mitglieder sind und was das Beste für alle ist, ohne nur daran zu denken, „was ich glaube“ oder „was ich mag“.

Wenn alle zu einem Ergebnis kommen – obwohl ihr nicht jeden Wunsch werdet befriedigen können – müsst ihr alle diesem Ergebnis folgen, da das die Entscheidung der Sangha ist. In dieser Art funktionierte die Sangha zu Lebzeiten Buddhas.

Rinpoche hat das für uns vorbereitet, indem er seine Regenten oder andere führende Leute für die Sangha bestimmt hat. Sie haben besondere Verantwortlichkeiten zu lernen, müssen die Wünsche und Bedürfnisse der Sangha respektieren und repräsentieren sowie schwierige und weise Entscheidungen zum Wohle der Sangha treffen. Die Körper der Lehrer/leitenden Personen und der Mitglieder/Schüler der Khordong-Gemeinschaft machen die Khordong-Sangha aus. Jeder muss im Geist des Dharma leben und handeln – mit Liebe und Respekt – füreinander, und diese Vision und Kultur auf alle ausdehnen.

1 Auf meiner Webseite www.tulkuthondup.com könnt ihr eine Zusammenfassung eines Aufsatzes mit dem Titel "Die Verdienste, einen Tempel zu reinigen." vom dritten Dodrupchen Rinpoche und die Geschichte von Chudapanthaka finden.

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