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Liz Messerschmied: James Low in Berlin 2006

  Es war mal wieder ein Geschenk, James Low hier zu haben. Ich mag seine liebevolle, warmherzige und humorvolle Art, uns zu belehren.

Zu Beginn sprach er über die Ignoranz/Unwissenheit, wie sie in Erscheinung tritt und wie wir uns zuhause fühlen in ihr. Welche Funktion sie im Tantra/Dzogchen hat und welche Möglichkeit sie beinhaltet, zur Befreiung zu kommen.

Der grundlegendste Akt ist es, Zuflucht zu nehmen. Wir können uns selbst nicht trauen, aber dem Buddha. Und wir können unserem tiefen Potential trauen, unserer Buddha-Natur. Das Problem ist, dass wir keine Berührung mehr mit ihr haben; wir haben Kontakt zu unseren karmischen Verstrickungen und damit zu den gewohnheitsmäßigen Verstrickungen und zur gewohnheitsmäßigen Sicht der Welt. Wir handeln auf der Basis von Annahmen. Sie sind meistens unsichtbar, dabei sind sie so nah! Wir nehmen an, dass es reale, separate Objekte gibt und dass unsere Gedanken und Gefühle uns etwas sehr Wichtiges sagen.

All diese Annahmen werden durch die buddhistische Sichtweise in Frage gestellt. Die Idee, dass wir Menschen sind, kommt von der Unwissenheit und ist falsch, in Wirklichkeit sind wir Buddhas. Als menschliche Wesen leben wir in der Täuschung/Verblendung/im Wahn, weil wir unsere eigene Natur des Geistes nicht erkennen. Wir lernen von den Eltern, in der Schule das Paradigma des Glaubens an die Existenz der Objekte in ihrer Getrenntheit.

Padmasambhava, ein großer Heiliger und ein erwachtes Wesen, brachte den Tantrischen Buddhismus nach Tibet. Er gab viele Erklärungen darüber, wie die Welt konstituiert ist, wie wir sie erleben und wie sie wirklich ist. Die wirkliche Natur unserer Existenz ist unendlich offen, sie kann nicht definiert werden, nicht zusammengefasst und nicht konzeptualisiert. Ihre Qualität ist rein von Anfang an.

Die wahre Natur wird durch kein Ding berührt, wir sind keine Sachen, unser Körper ist kein Ding, Gedanken, Gefühle, Empfindungen sind keine Dinge. Es sind Momente der Erfahrung, die grundsätzlich ungreifbar sind.

Wir leben in einer Welt von Prozessen, von Vergänglichkeit und von mühelosem Erscheinen.

Dann führt James ein Beispiel mit dem Weinen/Schreien eines kleinen Kindes an und die Frage dazu ist immer wieder: woher kommt das Weinen/der Schrei? Und er gibt die Meditationsanweisung, nach dem eigenen Geist zu schauen, sich immer wieder die Frage stellen: wer ist das, die/der diese Erfahrung gerade macht?

Im Prajnaparamita-Sutra heißt es, Form ist Leerheit und Leerheit ist Form. Alles, was wir erfahren, ist untrennbar von der Leerheit und manifestiert sich doch. Es geht um die essentielle Wahrheit der Nichtdualität, das heißt, es gibt nicht eins und nicht viele verschiedene Dinge.

Es geht jetzt noch mal um das Beispiel mit dem Schrei des Kindes, dessen Boden die Leerheit ist. Ein Dzogchen-Umgang damit wäre, man hört den Schrei, die Antwort taucht aus der Leerheit auf. Trost wird gegeben, Erleichterung wird gegeben, aus dem Modus der Leerheit. Dies zu tun ist schwer, wenn wir Anfänger sind, da das “Eingeweide”-Gefühl stark ist und die Idee der Leerheit nicht so stark.

Das Konzeptverständnis mag korrekt sein, aber dies in einer “heißen” Situation aufrecht zu erhalten, ist nicht leicht. Deshalb hat Buddha Shakyamuni das Tantra entwickelt. Traditionell gibt es 84.000 Methoden und 9 Fahrzeuge/Yanas/Wege des Fortschreitens. Jeder Weg hat Sicht, Meditation, Aktivität und Resultat.

Der erste Schritt, um Zuflucht zu nehmen, beginnt meist damit, dass wir zu der Erkenntnis gelangen: so wie ich mein bisheriges Leben gelebt habe, geht es nicht mehr weiter. Deshalb muß ich etwas anderes tun – nicht was wir getan haben, war falsch, sondern die Sichtweise!

Die Welt ist nicht so, wie wir das annehmen. Das bedeutet Zustand von Ignoranz. Eine der Qualitäten von Ignoranz ist, dass wir genau wissen, was wir tun.

Wenn wir etwas Neues ausprobieren, fühlt sich das nicht so authentisch an. Dumm sein ist tröstlich. Achtsam sein ist schwieriger.

Im Außen muß nichts gemacht werden, Dzogchen ist innerlich. Das erfordert die höchste Ebene der Zuflucht: nicht-duale Zuflucht, Zuflucht zur eigenen Natur des Geistes nehmen, durch augenblickliches Hineinentspannen in die eigene Natur des Geistes.

Durch die Praxis von Tantra, durch den Zugang zur Übertragungslinie und durch die Ermächtigung können wir eine neue Vision/Sichtweise haben auf die eigene, gelebte Existenz. Tantra-Praktiken lassen uns teilhaben an einer anderen Art der Sicht

Einiges zwischendrin lasse ich einfach weg, sonst würde der Artikel auch zu lang werden. Zum Schluß noch ein paar Sätze zum Umgang mit der Beobachtung/dem Gewahrsein sich selbst gegenüber:

Wir müssen uns ständig beobachten. Wir können uns darin verfangen, was sich abspielt, aber wir können auch einen Schritt zurücktreten und über diese “Lücke” betrachten, was sich abspielt. Dadurch können wir dem, was sich abspielt, näher kommen, so dass wir nicht ganz reingehen, aber auch nicht ganz draußen sind.

Häufig kommt es vor, dass wir uns schuldig fühlen, wie ein ertapptes Kind.

Nimm das Gefühl einfach hin, laß es entstehen.

Wir müssen aufhören, uns zu bewerten. Es ist gut, so etwas wie eine neutrale Stimmung zu entwickeln: einfach beobachten und schauen, was passiert.


Ich wünsche Euch allen alles Gute. Liz Messerschmied

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