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Keith Dowman in Berlin 2006

Im Jahr 2006 hatten wir bereits zum vierten Mal die Gelegenheit, Keith Dowman als Gastdozent in Berlin erleben zu dürfen. Seitdem er das erste Mal im Jahre 2003 unserer Einladung zu einem 4tägigen Einführungskurs über die “Drei Aussagen von Garab Dorje” folgte, ist es nun schon eine wunderbare und für viele sehr wichtige Tradition geworden, ihn jedes Jahr in Berlin haben zu dürfen. Die Drei Grundlegenden Aussagen von Garab Dorje bilden dabei immer wieder die Basis für die Erläuterung der wesentlichen Punkte von Sicht, Praxis und Resultat des Dzogchen. Kondensiert umfassen sie das grundlegende Dzogchen-Mandala und sind schon von vielen Meistern wie Patrul Rinpoche oder Namkhai Norbu Rinpoche interpretiert worden. Das Besondere bei Keith Dowmans Darlegung ist die direkte Präsenz und Kompromisslosigkeit oder Radikalität, mit der er versteht, in diese vom Verstand nicht zu erfassende Sicht Einsicht zu gewähren. Dabei läßt er uns teilhaben an seiner eigenen ungekünstelten Selbsterfahrung und Schau in diese grenzenlose Sicht und ‘Nicht’-Praxis, wie er es gern ausdrückt.

Nicht-Praxis bedeutet dabei, dass es nichts zu TUN gibt, keine Abfolge von Übungen zu praktizieren ist, an deren Ende ein fassbares Resultat steht. Vielmehr gilt es, eine Sicht zu erfahren in das, was immer schon da ist, worauf auch unser gewöhnliches Wahrnehmen basiert, etwas, was der ureigensten Natur unseres Geistes entspricht. In dem an das Wochenende anschließenden Praxisseminar wird klarer, was damit gemeint ist. Übungen dienen einzig dazu, diese grundlegende Sicht wachzurufen und wach zu halten, ohne jeglichen Selbstzweck, ohne etwas üben zu müssen (und in diesem Sinnen überhaupt üben zu können), ohne etwas erreichen zu können oder gar ein Resultat festhalten zu wollen. Mich beeindruckt dabei immer wieder, wie die behandelten Texte und Inhalte präsent und erfahrbar werden im Vergleich dazu, wenn man sie allein studiert. Am Ende finden wir uns doch immer wieder auf dem Hosenboden sitzend und üben, was nicht zu üben geht, vertiefen uns in die Praxis, die es nicht zu praktizieren gilt. Doch das ist eine andere Geschichte .

Im letzten Jahr sind wir nach dem Wochenend-Seminar in Berlin aus jahreszeitlichen Gründen ebenfalls für das Praxisseminar in Berlin geblieben. Ich selbst war skeptisch, da ein Seminar in Menz, wie die Jahre zuvor, ein so intensives Erlebnis bedeutet, 24 Stunden mit dem Meister, Abgeschiedenheit und Praxis Nonstop. Im Gegensatz dazu müssen in Berlin fast alle Teilnehmer am Abend nach Hause gehen und die gemeinsame Praxis am Morgen und Abend entfällt. Das ist schade, aber dennoch war ich überrascht, dass ein so intensives Erlebnis wie in Menz auch bei diesem Praxis-Stadtseminar möglich ist.

Im letzten Jahr bildeten die verschiedenen Ruzhen-Übungen einen Schwerpunkt während des Praxisseminars. Sie sind sozusagen eine Vorübung, eine Annährung an die Sicht der Buddhas, ein Durchdringen der Objektbezogenheit und so sind sie eine Vorbereitung zur Dzogchen-(Nicht)-Praxis der Semsdzins. Die Semsdzins gehen zurück auf Longchen Rabjampa, den großartigen Tibetischen Meister des 14. Jahrhunderts, bekannt durch seine umfassenden Dzogchen-Abhandlungen, dessen kurze Biografie allein zu lesen eine Quelle der Inspiration und Hochachtung ist (Tulku Thondup: Praxis of Dzogchen). Keith Dowmans letzte Veröffentlichung ist eine Übersetzung von Longchenpas Werk über die Vier Dzogchen Samayas ins Englische. Und diese bilden zusammen mit den Semsdzins die weiteren Grundlagen für die Praxisseminare.

A n d r e a s   R u f t

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