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Frauke 27.07.2011

Hallo liebe Sangha,

die Zeit rast nur so dahin. Jeden Tag ist irgendetwas los. Jeder Tag laeuft auch irgendwie anders als man denkt. Heute z.B., eigentlich seit gestern Abend hat sich ein ueber 12 Stunden andauernder Monsunregen vom allerfeinsten ereignet. Die Wiese vor der Terasse war heute morgen ein Teich. Da bleibt man besser im Trockenem und freut sich, wenn der Regen dann doch schon am fruehen Vormittag aufhoert.

FRauke geht es seit gestern deutlich besser. Die brennenden Magenschmerzen haben endlich aufgehoert. Mit dem Essen laeuft es auch besser. Jetzt koennen wir uns auf die dringend erforderliche Mobilisierung konzentrieren, damit wir den neuen angepeilten Flugtermin am 18. August auch bewaeltigen koennen. Mal schauen. Wir lernen hier: Langsam, langsam. Eines nach dem anderen. FRauke ist sehr gleucklich mit der Massi, die ihr pflegerisch zur Seite steht. Massi ist sehr pragmatisch, einfuehlsam und feinfuehlig. Wenn ihr etwas wichtig ist - und das ist dann auch wichtig - dann organisiert sie sich eine Uebersetzungshilfe. Stets rechtzeitig weist sie auf alles hin, das ich besorgen muss. Die Physiotherapeutin und die Diaetassistentin sowie natuerlich der Arzt kommen taeglich und haben sie voll im Blick, auch wenn die Physiotherapeutin ihre Bemuehungen, Frauke zum Stehen zu bewegen zunaechst zurueckgestellt hat. War auch angemessen. Auch mehrere Schwestern kommen FRauke neben ihrer Dienstzeit besuchen. Eine lag z.B. mit schweren Husten selbst im Zimmer fuer ein paar Tage. Frauke ist sehr motiviert und fuehrt nun eigenstaendig unterschiedlichste Uebungen im Liegen durch. IN Sachen Elektrolyte und Naehrstoffe ist "Ensure" der echte Knaller.

Im 4-Bett-Zimmer, wo die Patienten samt ihrer ueppigen Sippschaft kommen und gehen, erfaehrt Frauke sehr viel Aufmerksamkeit. Wir haben schon eine Reihe von Indisch-Mutti-Hausrezepten einsammeln koennen, die Frauke Kraefte verleihen. Eigentlich sind es auch Nepal-Mutti-, Sikkim-Mutti-, tibet-Mutti und sonst noch was fuer Empfehlungen. Montag war das Schicksal etwas gnaedig, indem die 2 leeren Betten mit 2 sehr duennen ladies besetzt wurden. Da wurde dann nicht soviel ueber das Essen gesprochen. Die kriegen alle ganz genau mit, was passiert und sie wollen mithelfen. Dazu steuern sie auch schon mal ganz energisch Fraukes Krankenbett bis auf 10 cm Dichte an. Etwas gewoehnungsbeduerftig fuer uns Wessies, denen nichts ueber Privatsphaere geht. Eine von diesen hilfsbereiten energischen Familien kam aus Darjeeling. Sie waren auf dem Gompaland, als sich noch alles dort im Bau befand. Manche Schwestern sind auch Buddhisten. Hier im ueberwiegenden Hindu-Bereich ist das schon etwas verbindendes. Letzten Sonntag kam Ugyen auch mit allen Moenchen ins Krankenhaus; auf dem Rueckweg vom Kino- und SChwimmausflug. ES gab einen Film, der in Spanien mit schoenen Spanienbildern spielte. Durch den Wachmann, der mir immerhin schon sein Fahrrad ausleihen wuerde, wurden die kleinen Wesen in Sonntagsbluse in 2-3er GRuppen ins Zimmer gefuehrt, um Frauke Hallo zu sagen und gute Besserung zu wuenschen. Da war natuerlich was los. Dabei sind Ugyen und Sashi gerade aus Kalkutta zurueckgelehrt, wo es viel koerperliche Arbeit und schlafraubende Fahrtverzoegerungen gab.

Frauke und ich sprechen auch ueber die Geschenke, die das Leben fuer uns bereit haelt, trotz der grossen Schwierigkeiten. Dazu zeahlt  natuerlich immer wieder der Einblick in den bengalischen Alltag, sowohl auf dem Weg zum Krankenhaus als auch in der Klinik selbst.
Im Normalfall wuerden wir ja zum Retreat kommen und doch eher isoliert wie auf einer Insel dort leben. Ab und an ginge es dann mal nach draussen fuer Besorgungen, und das auch eher etwas aengstlich. Also, mein Lieblingszitat von meinem FReund Hans-Juergen tritt da immer wieder zu: "Nichts ist so schlimm, dass es nicht fuer irgendetwas gut ist."

Langsam wird meine Wahrnehmungsfaehigkeit fuer die unmittelbare Umgebung immer differenzierter: Kleine Kinder haben oftmals so schwarze aufgemalte Punkte auf der Stirn und sehr breite Striche unter den Augen. Die sehen aus wie die Ausgabe eines XXS-supermini-Allice-Coopers. " I'm 8 months and I don't know what to do, 8 months, lalala lalal lala..." Ja, ist mir vorher gar nicht aufgefallen. Ob das wohl was mit Ignoranz zu tun hat oder doch eher mit der staendig verschmierten Brille?

Gestern schaukelte der Bus nach Siliguri mal wieder mit Schlagseite durch das bengalische Ghana-Tal. Alle waren auf einem Mal zum Busfahren verabredet. Allein 8 Nasen im Eingangsbereich mit einer Breite von ca. 60 cm! Da kommen auch die Bengalen ins Schwitzen. Ich wuerde mal sagen, das war gestern mehr als die doppelte Ladung halbe Portion Bangalen. Raus kommt man aber immer. Die Fahrgaeste sind da sehr hilfsbereit trotz aller Draengelnatur.

HIngegen ist der Autorikshafahrer ja selbststaendiger Unternehmer. Da wird einem bzw. dem Auge auch etwas geboten. Besonders das jeweils individuell gestaltete Dachinnenlet verbreitet neben den leuchtenden Saris einen Hauch von Aesthetik. Sei es das rattenscharfe Krokoimmitat oder die photoartigen roten Rosenmuster zur tuerkis farbenen Riksha. Auch Raeucherstaebchen und selbstgebastelte Haltegriffe erhoehen den Fahrkonfort.

In gewisser Weise ist die Gegend hier gar nicht so verschieden von meinem Hamburg-Wilhelmsburg, wo sich die Internationale Bauausstellung und die INternationale Gartenschau 2013 (www.iba-hamburg.de <http://www.iba-hamburg.de>  und www.igs-hamburg.de <http://www.igs-hamburg.de> ) ereignen und wo ich mich beherzt engagiere (www.fahrradstadt-wilhelmsburg.de <http://www.fahrradstadt-wilhelmsburg.de>  und www.zukunft-elbinsel.de <http://www.zukunft-elbinsel.de>  siehe Diskussionsreihe Pegelstand). Auch hier befindet sich alles in der Aufwertung und entwicklung. Sashi sagte mir mehrmals, wie damals, als Rinpoche mit der Gompa auf dem einsamen Reisfeld anfing, die Leute sein Vorhaben in der abgelegenen Pampa gar nicht nachvollziehen konnten. ER sagte nur, man solle 10 bis 15 Jahr abwarten. Und tatsaechlich hat sich sehr viel seitdem entwickelt. Das Krebskrankenhaus, die Oelraffinerie, natuerlich immer noch die 2 grossen Army Camps fuer Grenzschutz, der enorm steigende Radverkehr, auch Gueterverkehr bedingt durch die beiden Bahntrassen und das Logistiklager in der Naehe. Das Minidorf Goshpati mit seinen ehemals 5 1/2 rottigen Bambushuetten hat nun mehr als 12 shops vorzuweisen und einen Haufen Steinhaeuser, Raeder und Mopeds. Das Ghanatal scheint eine Art Speckguertel vom 500.000 Einwohner zaehlendem Siliguri zu werden. Das moderne Leben hat Einzug gehalten. Die junge Generation ist herangewachsen und die naechste hopst da schon herum. Klar, lernen die englisch. Troztdem sind da immer noch die Unterschiede. So haelt der LKW-Fahrer auf der Dorfstrasse an, um das Zicklein an den Strassenrand zu heben. Auf der Hauptstrasse nach Bagdogra faehrt er natuerlich um die Kuh herum. Sonst wird alles mit Hupen abreagiert. Ich ignoriere es meistens. Doch manchmal hoert es einfach nicht auf. Das signalisiert mir dann doch irgendwann, dass ich meinen Hintern beiseite raeumen moege.

Hammer Zufall: Dr. Hussain wird in unsere Heinatstadt Hamburg fahren, ins UKE!!! Dies ist nur einer einer ganzen Reihe von seltsamen Zufaellen hier.

Soweit erstmal beste Gruesse aus dem Dorje Drollo Headquarter, wo die Phaenome Dir out of the blue - frisch und klar erscheinen, ganz gleich wie "gruselig schwierig" eine Situation sein mag, wo alles irgendwie mit allem verbunden zu sein scheint, wo neben dem weinendem Auge auch immer gut was zu lachen ist, wo man einfach alle seine Konzepte peu a peu loslassen darf. ... and Jimmy Rick was bringing the rainbaow right ionto my heart.

.. oder wie Gustav Mahler in seiner 8. Sinfonie mit Beat auf die 1 gleich zu Anfang in Form einer urspruenglichen christlichen Anrufung a la Ogmin choeky yin kyi po drang na ausdrueckt: "Vine Creator Spiritus" - die Essenz des Universums ist die zu jeder Zeit allesdurchdringende Liebe, weswegen nach Mahlers 8. sinfonie Faustus seiner reinen Motivation nach Erkenntnis am Ende auch erloest wird und mit den Engeln schnackt.

Herzliche GRuesse
Astrid
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