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Liebe Grüsse und meine guten Wünsche allen Dharmabrüdern und -schwestern, den Praktizierenden der Khordong-Linie und des Byangter. Ich wünsche Euch fröhliche Weihnachten und ein glückliches neues Jahr 2008.

Ich freue mich, diese Aufzeichnung über mich zu schreiben und tue dies auf Bitten von Anne Wanitschek, im Auftrag der Deutschen Khordong-Vereinigung für die dritte Ausgabe des Khordong Newsletters.

Ich wurde als viertes Kind des verehrten Terton Tulku Chhimed Rigdzin und der Sangye Dolma am 15. August 1956 in Kalimpong, Distr. Darjeeling, West Bengalen in Indien geboren. Das älteste Kind meiner geachteten Eltern war unsere Schwester Sherab Choeda, die sehr früh im Alter von etwa vier Jahren verstarb. Tulku Migmed war das zweite Kind, Thubthop Gyaltsen (der im Jahr 1987 verstarb) das dritte. Ich habe zwei Schwestern, und zwar Norsin, die jetzt in Tokio lebt, und Nise, die in Großbritannien lebt.

Mir war, wie auch meinen Geschwistern, das Glück beschieden, in Shantiniketan studieren zu können, an der berühmten Vishva-Bharati-Universität, die vom ersten indischen Nobelpreisträger Rabindhranath Tagore gegründet wurde. Ich habe dort am Vidya Bhavan meine Studien abgeschlossen, mit Indologie als meinem Hauptfach, und habe zwei Magistertitel in Geschichte, Kultur und Archäologie des alten Indien und der tibetischen Sprache und Literatur.

Ich bin verheiratet mit Shashi aus Gangtok, die vier Jahre am Sangeet Bhavan in Shantiniketan studiert hat und dort ihr Diplom in klassischem Gesang und dem Kathakali-Tanz ablegte.

Ich begann 1986 am Zentrum für Himalaja-Studien der Universität von Nord-Bengalen zu unterrichten und tat dies bis Mai 1995. Ich entschied mich dann, diese Arbeit aufzugeben, um meinem Vater bei seinem lobenswerten Vorhaben zu helfen, ein Kloster zu bauen, in dem die Byangter-Schule des tantrischen tibetischen Buddhismus unter der Leitung der 1978 gegründeten Chhimed-Rigdzin-Society weitergeführt und verbreitet wird.

1985 war das Jahr, in dem sich meine Persönlichkeit entfaltete. Dies geschah durch meine allererste Reise nach Tibet, die ich mit meinem Vater unternahm, für den es die erste Rückkehr nach Tibet war, seit er im Alter von 18 Jahren sein Kloster verlassen hatte. Dies war auch das Jahr meiner Reise um die Welt.

Es herrschte viel Freude in unserer Familie über die erste Reise unseres Vaters in sein Heimatland nach ungefähr 45 Jahren, aber ich werde an dieser Stelle nicht ausführlich auf die Einzelheiten unserer Reise eingehen. Am zweiten Tag nach unserer Ankunft in der Khordong-Gompa wurde ich von meinem Vater herbeigerufen, um die dort versammelten Besucher zu treffen. Eine Gruppe von 50 bis 60 Leuten begrüßte uns und offerierte meinem Vater ein weißes Yak und mir einen alten, quadratischen Teppich. In diesem Moment teilte mir mein Vater mit, dass der Teppich zum höchsten Thron des Suckchung-Klosters gehöre und ich der Tulku dieses Klosters sei und mein Annehmen des quadratischen Teppichs symbolisch für meine Rückkehr nach Suckchung stünde.

Dies war für mich äußerst überraschend und schockierend für das Bild, welches ich von mir selbst hatte. Mir wurde dann von Rinpoche mitgeteilt, dass ich von den dahingeschiedenen Heiligkeiten Dudjom Rinpoche und Gyalwa Karmapa anerkannt worden war, als ich ein kleiner Junge war, aber dass dies geheim gehalten worden war. Meine erste Reaktion darauf war sehr gemischt und von Verwirrung geprägt. Die Besucher äußerten die dringende Bitte, ich möge das Suckchung Kloster besuchen, solange ich in Tibet wäre. Ich musste diesen Wunsch jedoch in aller Höflichkeit abschlagen, da mir eine 45-tägige Reise um die Welt bevorstand, bei der ich mit einer 150-köpfigen Gruppe junger Gelehrter aus verschiedenen Ländern, die ihre religiösen Richtungen repräsentierten, an einem „Jugendseminar über die Weltreligionen“ teilnehmen sollte.

Meine zweite Reise nach Tibet im Jahr 1990 war wieder in Begleitung meines Vaters. Ich hatte dann den großen Wunsch, das Suckchung-Kloster zu besuchen. Da wir aber ein paar Tage in Chengdu verbringen mussten um – vergeblich – auf die Einreisegenehmigungen für einige westliche Schüler wie James Low, Gudrun, Patrice und David Wigs zu warten, mussten wir schließlich die Reise verkürzen, da ich nur sehr wenig Urlaub von meiner Universität bekommen hatte.

Ich wurde dann in einer einfach gehaltenen Zeremonie am zehnten Tag des vierten tibetischen Monats im Khordong-Kloster inthronisiert, danach wurde der traditionelle Cham (religiöser Tanz) durchgeführt. Ich hatte den Wunsch, Tibet zusammen mit meinem Vater ein drittes Mal zu besuchen und dann das Suckchung-Kloster für mindestens eine Woche zu besuchen. Aber dies konnte nie stattfinden, wegen seiner anstrengenden Reisen nach Europa und wegen seinem schlechten Gesundheitszustand, der dann zu seinem Dahinscheiden im Juni 2002 führte.

Ich hatte meine Arbeit an der Universität aufgegeben, sowie die Sicherheit eines komfortablen, respektierten und abgesicherten Lebens im Ruhestand, um den Wunsch meines Vaters, ein Kloster in Indien zu bauen, zu erfüllen.

Anfang 2002 erreichte mich eines Tages die Bitte von Ania, der Präsidentin der polnischen Khordong-Vereinigung, ihr meine Pass-Daten zu übermitteln, da sie durch Hilke Zimmermann mit meinem Vater in Kontakt getreten war, um eine offizielle Einladung an mich auszusprechen, damit ich käme, um das Drophanling-Kloster in Darnkov/Polen einzuweihen. Das war eine Überraschung für mich, da ich – wie jeder andere – annahm, dass Rinpoche das Kloster selbst einweihen würde. Ich war beim Befolgen seiner Aufforderung zögerlich, schon weil mein Pass seit langem ungültig geworden war. Ich hatte meine Arbeit aufgegeben und mich verpflichtet, nirgendwohin zu gehen, ehe die Gompa fertig wäre. Da sagte mein Vater, er habe entschieden, Indien für immer zu verlassen und nie wieder zurück zu kehren, es sei denn, ich beantrage einen neuen Pass, um dann im selben Jahr nach Polen zu reisen. Er traf sogar die Entscheidung über den Tag, an dem die Einweihung des Drophanling-Klosters stattfinden solle.

Dann, am ersten Tag des tibetischen Losar 2002, während wir die Guru-Rinpoche-Sadhana abhielten, unterbrach mein Vater den Ablauf der Puja und sagte mir, ich möge mich auf den ihm gegenüberliegenden Thron setzen. Ich war überrascht und ein bisschen ungehalten, da ich mich selbst nie in einer solchen Position gesehen hatte. Aber er wiederholte seine Aufforderung mit einer gleichartigen Drohung: er würde die Gompa verlassen und nie wiederkommen, falls ich nicht einwilligen würde. Ich trug an diesem Tag Freizeitkleidung. Schließlich bat ich Jaczek aus Polen, mir seine Nagkpa-Robe zu leihen, machte Niederwerfungen, ging zum Thron und nahm dort Platz.


Rinpoche räusperte sich und verkündete dann recht laut, so dass es alle hören konnten: „Von heute an bestimme ich meinen dritten Sohn Tulku Ugen Chencho Lama zum Oberhaupt der Gompa und verfüge, er möge die Aktivitäten als mein Hauptregent aufnehmen. Ugen Chencho soll seine Zeit in diesem Leben der Mission, die ich unternahm, in Indien, Europa und Tibet widmen“. Dann fuhr er mit der Puja fort. Es war ein ganz schlichter Befehl von ihm, gerade so, als ob er mich um die Erfüllung einer eindeutigen Arbeit bitten würde.

Am Ende der Puja gaben mir die Leute Zeremonialschals und gratulierten mir zu meiner Positionen als Oberhaupt der Gompa und Hauptregent. Ich weiß nicht, was in den Köpfen der Leute, wie Sebastian und Anne (die ihr Drei-Jahres-Retreat in der Gompa durchführten), Hilke Zimmermann, Jacek, David Cowey, Birgit etc., die an diesem Tag an der Puja teilnahmen, vorging. Ich jedoch war den ganzen Tag hindurch ziemlich durcheinander und versuchte, den Grund für diese Ansage herauszufinden.

Zu Hause drückte ich Rinpoche gegenüber dann tatsächlich meine Bekümmerung über diese Verkündigung aus. Ich sagte meinem Vater, dass ich, als ich meinen Job opferte, dies nur aus dem Wunsch heraus tat, seinem Wunsch nach dem Bau eines Klosters nachzukommen und dass ich mich von allen anderen Verpflichtungen befreien wollte. Ich hatte gehofft, dass, wenn einst das Kloster in Goshpati fertig sei, Rinpoche sicherlich alles für den Betrieb der Gompa arrangieren würde und Leute ernennen würde, diesen dann Pflichten zuweisen würde und dann für mindestens fünf bis zehn weitere Jahre Anweisungen erteilen könnte. Aber diese Befehle von ihm, nun die Drophanling-Gompa in Polen einzuweihen und ab sofort als Hauptregent zu handeln, dies alles kam in meiner damaligen Lebenssituation völlig unerwartet und entsprach auch nicht meinen Wünschen. Ich begann, darüber nachzudenken, welche Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen mit diesem Titel verbunden sein würden, und wie ich in ein öffentliches Leben gezogen würde, obwohl ich doch nur ein privates Leben wie alle anderen vorgezogen hätte.

In den Tagen zwischen diesen Ankündigungen und dem Dahinscheiden meines Vaters im gleichen Jahr gab er mir viele klare Anweisungen über meine Pflichten und Verantwortlichkeiten, seine Wiedergeburt zu finden, um eine Brücke zwischen dem Osten (Tibet), dem Westen, und Indien zu bauen.

Am zwölften Juni 2002 erhielt ich meinen neuen Reisepass, und als ich dies meinem Vater mitteilte, brachte er zum Ausdruck, wie glücklich und erleichtert er darüber sei. Er gab mir an diesem Tag weitere Anweisungen für mein künftiges Leben. Am vierzehnten Juni verließ er uns und wir Lebenden blieben voller Trauer und mit dem Gefühl eines großen Verlustes zurück.

Seit Rinpoches Tod war ich bislang zweimal in Tibet. Einmal im Sommer 2004 mit Kashia und Aneta aus Polen. Bei dieser Reise besuchten wir nur Khordong. Mein schon so lange bestehender Wunsch, das Suckchung Kloster zu besuchen, musste wieder einmal aufgegeben werden, da wir mit unserem Auto, mit dem wir gemeinsam mit Tulku Norbu aus Khordong, Kashia und Aneta nach Suckchung fuhren, einen Unfall hatten. Obwohl Tulku Norbu und Lama Tenzin eifrig dabei waren, ein anderes Fahrzeug zu organisieren, entschied ich mich plötzlich – obwohl der ursprüngliche Plan war, noch zwei bis drei Wochen umherzureisen – nach Indien zurückzukehren, da wir dem Tode bei diesem Unfall so nahe gekommen waren.

Es wurde mir berichtet, dass in Suckchung aufwendige Vorbereitungen für meinen Besuch getroffen worden waren, als wir jedoch in Chengdu ankamen, musste ich erfahren dass sich Shashis Vater in einem sehr kritischen Zustand befand.

Ich will noch meinen Besuch bei S.H. Tulku Longtok erwähnen, einer der zwei Wiedergeburten von Tulku Tsorlo, dem Hauptlehrer unseres Rinpoche. Als ich gerade mit einer Gruppe von zwanzig Schülern von Tulku Tsering Nyima, die mit uns zur Khordong-Gompa wollten, aufbrechen wollte, begab sich Tulku Longtok in seinen privaten Raum, kehrte nach zehn Minuten mit einer kleinen Tara-Statue zurück, schenkte mir diese und sagte mir, dies sei ein Terma, und ich sollte sie immer bei mir tragen. Dies war eine große Überraschung für mich, da ich noch nie gehört hatte, dass hohe Lamas Termas verschenken. Ich trug das Terma zur Zeit des Unfalles bei mir und keiner im Auto bekam bei dem Zusammenstoß einen Kratzer ab.

Als wir die Bodhisattva-Stupa für unseren Rinpoche errichteten, musste ich Kyabje Dodrupchen Rinpoche um Ringsel bitten, um diese in die Bumpa des Shugsing (ein langer Kiefernstamm, der vom Gelände der Tashiding-Gompa zur Stupa gebracht worden war) einzufüllen. Rinpoche gab mir in allerfreundlichster Weise die Ringsel für diesen Zweck. Als ich dann gehen wollte, bat er mich zu warten, ging in seinen eigenen Raum und holte eine kleine Statue von Guru Rinpoche, die er mir übergab und sagte: “Dies ist ein Terma, das ich auf meinem Weg aus Tibet fand, und ich will, dass du selbst dies immer bei dir trägst“. Ich war von diesem großzügigen Geschenk des Kyabje Dodrupchen Rinpoche überwältigt. Lama Singye Wangchuck, der mich begleitete und beim Vorbereiten des Shugsing half, wartete draußen, und als ich ihm über das glückverheißende Geschenk des Rinpoche berichtete, meinte er, dies wäre vielleicht dafür gedacht, in die Stupa gelegt zu werden. Rinpoche´s Assistent bekräftigte aber, dass diese Statue nur für Tulku Ugen gedacht sei. Dies war das zweite Geschenk dieser Art, das ich bekam.

Bei meiner dritten Reise nach Tibet, die ich mit einer Gruppe von zehn Leuten aus der Sangha unternahm, brachten wir Tulku Choekyi Gyalthsen (Anton) aus Warschau/Polen zu einem Besuch der Khordong-Gompa. Am Ende der Reise besuchten wir für einige Stunden das Bane-Kloster. Wir hatten in Erfahrung gebracht, dass Tulku Choekyi Nyima Rinpoche, die andere Inkarnation von S.H. Tulku Tsorlo Rinpoche und jetziger Vorsteher des Klosters, gerade sein zweites Drei-Jahres-Retreat durchführte und keine Gäste empfangen würde. Als jedoch die Nachrichten von unserem Besuch ihn erreichten, bat er uns großzügigerweise zu einer Audienz. Nachdem wir dann etwa eine halbe Stunde mit ihm zusammen gesessen, diskutiert und praktiziert hatten, gab er seinem Assistenten die Anweisung, etwas zu holen, was dieser seinem Herren jedoch kaum glauben wollte. Nach einer Weile kam er mit einer sehr alten Statue des Buddha Shakyamuni zurück und gab diese Tulku Choekyi Nyima Rinpoche. Rinpoche segnete uns alle mit dieser Statue und erzählte uns, dass dies die Statue sei, in der die geheimen Schätze von Lerab Ling gefunden worden waren. Zum Schluss schenkte er mir die Statue und sagte, er habe diese für mich aufbewahrt und sei glücklich darüber.

Wir waren alle überwältigt von seinen Worten und von seinem Geschenk. Tulku Tsering Nyima war auch sehr überrascht und war glücklich, dass mir so ein Geschenk gemacht wurde.

Ich weiß nicht, warum ich von meinem Vater zu seinem Hauptregenten erwählt wurde und warum ich diese wunderschönen Termas von hohen Lamas geschenkt bekam. Vielleicht wird dies im Lauf der Zeit beantwortet werden.

Seit wir 1995 das Grundstück hier im Dorf Dhansara in der Nähe von Ranidanga kauften, um ein Kloster zu errichten und eine dies umgebende schöne, natürliche Landschaft zu gestalten, wurde das Gelände, welches davor so war, wie alle landwirtschaftlich genutzten Gelände, nach und nach zu dem umgewandelt, was hier entstanden ist. Außer der Gompa steht hier nun eine wunderschöne Bodhisattva-Stupa mit einem diese umgebenden schönen Garten. In der Stupa steht eine Statue unseres geliebten Rinpoche, und eine Dorje-Drollo-Statue steht der Gompa gegenüber – dies alles als Ort der Verehrung, der unserem verstorbenen Terton Chhimed Rigdzin Rinpoche gewidmet ist.

Zu Beginn hatten wir drei Räume für die Mönche, nun haben wir fünf Räume hinzugefügt, zusammen also ein längliches, einstöckiges Haus mit acht Räumen, welches an der Nordseite der Gompa gelegen ist. Es gibt ein Retreat-Haus mit zwei Räumen an der Südseite der Gompa, dies wurde 2002 fertiggestellt, Anne und Sebastian haben dort ihr Drei-Jahres-Retreat beendet.

Während der ersten Woche des in unserer Gompa im Dezember 2004 stattfindenden Butterlampen-Retreats wurden Reliquien des Buddha in der Gompa öffentlich ausgestellt. Es war ein ausgesprochen schwieriger und anstrengender Prozess, hierfür die Genehmigungen von den verschiedenen Ministerien der indischen Regierung zu erlangen. Dies konnte dann jedoch durch wiederholte Vorsprachen erreicht werden. Eine große Menschenmenge kam während sieben aufeinander folgenden Tagen hierher, um die Reliquien zu sehen. Wir bekamen Unterstützung und Mitwirkung von verschiedenen buddhistischen Organisationen aus Sikkim, Kalimpong, Darjeeling, Mirik usw., auch die Regierung von Sikkim gab uns Beistand.

Die nächste große Veranstaltung, die hier stattfand, war der zwei Monate währende Besuch von S.H. Kyabje Taklung Tsetrul Rinpoche aus Shimla, während dessen er die Byangter-Übertragung gab. Von Ende Oktober bis Ende Dezember 2006 sah das ganze Gompaland aus wie Bodhgaya während des Nyingma Monlam, mit Nonnen, Mönchen, Laien und Westlern, die die Kora um Gompa und Stupa machten. Am ersten Tag nach seiner Ankunft wurde das ungefähr zehn Meter mal zehn Meter große Butterlampenhaus von Kyabje Rinpoche eingeweiht, und er selbst spendete auch hierfür. Später, auf Wunsch von Mr. Jean-Jacques, einem französischen Schüler unseres verstorbenen Rinpoche, gab Kyabje Rinpoche dem Haus den Namen „Yeshe Rangsal“, was Selbsterleuchtete Weisheit bedeutet.

Während der zwei Monate dauernden Übertragung wurde eine große Anzahl Butterlampen geopfert. Das Ereignis wurde von vielen Rinpoches, Tulkus, Khenpos, Lopöns und einfachen Mönchen aus verschiedenen Teilen Indiens besucht, nämlich aus Dharamsala, aus Penor Rinpoche´s Kloster, aus Ladakh, Arunachal, Bhutan, Nepal, Sikkim, Darjeeling, Kalimpong und Siliguri. Viele den Byangter praktizierenden Westler nahmen teil, sie kamen aus Amerika, Australien, Frankreich, Deutschland, England, Polen, der Schweiz, Italien, Japan, Russland, der Ukraine, Malaysia usw. und blieben über den gesamten Zeitraum.

Bei der Übertragung assistierten zusammen mit uns die Mönche aus Shimla. Der verehrte Gonjang Rinpoche aus Gangtok gab viele Lungs, wie auch Khenpo Katayana aus Penor Rinpoches Gompa, und ein Mönch aus Shimla.

Die Leute, die während der gesamten Übertragung anwesend waren, wurden angenehm überrascht von dem Komfort der ihnen bezüglich Wasser, Elektrizität, Hygiene, Essen etc. geboten wurde, und im besonderen von den Sitzgelegenheiten in der Gompa. Ganz besonders erfreut waren sie über den Platz, der die Gompa umgibt. Sie äußerten deutlich, wie schön sie dessen Gestaltung fanden und baten uns darum, auch künftig derartige Veranstaltungen abzuhalten. Und als am Ende der zweimonatigen Veranstaltung alle Richtung Heimat aufbrachen, hatten sie diesen Platz hier als Zuhause erlebt.

Rinpoche war sehr glücklich über die Besucher, die Vorbereitungen und den Eifer der westlichen Schüler unseres Rinpoche und anderer beim Erhalten der Belehrungen und Anleitungen der verschiedenen Gesichtspunkte der Byangter-Tradition und der Einzelheiten der Wangs (Einweihungen). Rinpoche war sehr glücklich, die Gompa und die Malereien im Inneren zu sehen und lobte immer wieder die Vision unseres Rinpoche, diesen Platz zu bauen.

Das Ende dieser langen Veranstaltung war die Durchführung der Tangra-Feier am 27. Dezember 2006. Am Morgen dieses Tages wurde ein Abbild S. H. Kyabje Taklung Tsetrul Rinpoche nach den entsprechenden Ritualen von der Gompa weggebracht und die Zeremonie wurde an einem einige Kilometer von hier entfernt liegenden Fluss abgehalten. Die Tangra-Feier wurde mit dem Darbringen von Geld und vielen Geschenken durch eine lange Reihe von westlichen Sangha-Mitgliedern, die die Feierlichkeiten unterstützt hatten, den hier residierenden Mönchen und all denen, die an diesem Tag anwesend waren, abgeschlossen. Rinpoche drückte seine Freude über den erfolgreichen Abschluss der Übertragung aus und sprach über die Beweggründe der Organisatoren, diesen Platz zu einem sehr aktiven und kraftvollen Dharmazentrum für die Byangter-Schule im besondern und den Buddhismus im allgemeinen zu machen.

Schließlich verabschiedete sich am 29. Dezember 2006 die gesamte Sangha mit vielen anderen von ihm und seinem Gefolge am Flughafen von Bagdogra. Während seines Besuchs hatte ich das Privileg, eine private Audienz bei ihm wahrnehmen zu können und erhielt von ihm Ratschläge über viele Sachverhalte und auch seinen Segen.

Bald nach der Übertragung, als Rinpoche in Ladakh weilte, kam eine Gruppe von Leuten aus Namchi zu Rinpoche und bat um seinen Rat, um ein gutes Byangter-Kloster in Sikkim zu errichten. Rinpoche wies sie an, unser Kloster zu besuchen, da er es als eines der besten von ihm bisher gesehenen Byangter-Klöster betrachtet. Später kam diese Gruppe dann in zwei voll gepackten Autos, machten mit ihren Kameras einen Videofilm, vermaßen die Länge und Breite der Gompa für ihre Planung und trafen unseren Lopon Choewang, dem sie erzählten, was Kyabje Rinpoche ihnen in Ladakh gesagt hatte.

Bezüglich der Khordong-Byangter-Gompa im Dorf Dhansara:

Im Oktober 2007 gelang es uns, fünf neue Räume zu den bestehenden drei Lama-Räumen an der Nordseite der Gompa zu bauen, dies wurde durch die Unterstützung der Amalha Association und anderer Spender ermöglicht. Im Oktober 2007 konnten wir durch die Unterstützung von Sara Zedeler diese fünf Räume mit Betondächern versehen. Die Räume sind mit elektrischen Leitungen ausgestattet und ausgemalt worden.

In der Nähe des landwirtschaftlichen Gebäudes haben wir das Haus für die Tsa Tsas in ein Gebäude mit Blechdach umgebaut. Es besteht aus zehn kleinen und mittelgroßen Räumen. Diese Räume sind für zahlende Gäste und Besucher gedacht, die für eine kürzere oder längere Zeit bleiben wollen. Man kann diese Räume per E-Mail reservieren und buchen.

Seit mein Vater S.H. Terton Tulku Chhimed Rigdzin Rinpoche im Juni 2002 verstarb, reiste ich mehrmals nach Europa und gab Wangs und Lungs in Darnkov und Lublin in Polen und in Frankfurt in Deutschland. Ich reiste zweimal nach Tibet und besuchte die Klöster Khordong, Suckchung und Bane in Kham und stärkte die Verbindungen zu diesen Klöstern. Es haben jetzt schon viele westliche Schüler unseres verstorbenen Rinpoche diese Klöster besucht und ich habe von ihnen mitgeteilt bekommen, dass sie dort herzlich willkommen geheißen wurden und Gastfreundschaft erfahren durften. Ich stehe durch Telefongespräche und durch mir von westlichen Sangha-Mitgliedern überbrachte Nachrichten in engem Kontakt mit diesen Klöstern. Ich wurde wiederholt darum gebeten, nach Kham zu reisen und die Tulkus, Khenpos und Lamas des Suckchung-Klosters haben mich dringend gebeten, ich möge sie besuchen und viele Wangs und Lungs geben.

Ich habe die Verantwortung als Dungsi Tulku seiner Heiligkeit Chhimed Rigdzin Rinpoches übernommen und ich hoffe vertrauensvoll, dass ich die Mission und die Verantwortung, die mir mein verstorbener geliebter Vater übertragen hat, tragen kann. Ich bin das Familienoberhaupt von zwei Töchtern, meiner Mutter und meiner geschätzten Gattin Shashi. Auch mein Familienleben verlangt nach meiner Aufmerksamkeit, Fürsorge und Verantwortung.

Jetzt haben wir hier Lopon Cheowang, der seinen Abschluß an der Taktshe Chedra in Gangtok gemacht hat und in Yuksom residierte, er unterrichtet fünfzehn Mönche. Geregelter Unterricht wird täglich abgehalten, wie auch die Rituale und die Pujas. Alexis und Nathalie haben Langzeit-Visas und sind neben ihrer Dharmapraxis auch sehr an den hiesigen Aktivitäten beteiligt. Wir sind sehr dankbar, dass sie hier so aktiv und auch körperlich unterstützend wirken und ich hoffe, dass sich noch mehr Sangha-Mitglieder finden, die hier praktizieren, nicht nur während des Butterlampenretreats, und sich bei der Entwicklung und dem Aufbau dieses Platzes engagieren wollen.

Bezüglich Drophan Ling bei Darnkov:

Ich nehme erfreut die Entwicklung wahr, die unser Zentrum Drophanling bei Darnkov in Polen genommen hat, seit das Land 1995 gespendet wurde. Ich freue mich, die Nachrichten über die Veranstaltungen zu hören, die alljährlich in Darnkov stattfinden, und besonders darüber, dass die Gompa nun eine Zentralheizung für die im Winter stattfindenden Veranstaltungen hat. Ich hoffe, die Leute erfreuen sich an der diesen Platz umgebenden wunderschönen Natur, mit der dieser gesegnet ist, und an den hingebungsvollen Sangha-Mitgliedern, die diesen Platz mit Retreats und Belehrungen lebendig halten. Ich habe meine Aufenthalte in Darnkov immer sehr genossen und auch die mir gezeigte Gastfreundschaft und Aufmerksamkeit und den mir entgegengebrachten Respekt. Ich freue mich, dass ich im Juli 2007 an der Planung und Ausführung der Malereien in der Gompa mitwirken konnte.

Die Bitte der Mitglieder des polnischen Komitees, die mich während meines letzten Aufenthaltes anlässlich des Butterlampen-Retreats erreichte, hat mich gerührt und ich habe zugesagt diesen Wunsch zu erfüllen. Ich warte nun darauf, dass sie ihre Erwartungen bezüglich meines Engagements als spiritueller Leiter für Drophanling und die gesamte polnische Sangha konkretisieren.

Ich möchte nun abschließend noch ein paar Zeilen diesem Schreiben hinzufügen, welches Anne und die deutsche Khordong-Vereinigung im nächsten Khordong-Newsletter veröffentlichen werden. Seit meiner Kindheit war ich interessiert an allem, was um mich herum vorging, und ich war bei allem dabei, was in unserem Haus in Shantiniketan vorging. Ich erinnere mich an die ersten Jahre des Aufbaus der Chhimed-Rigdzin-Gesellschaft um 1978 und an die Belehrungen und Einweihungen, die stattfanden. Ich erinnere mich an James Low, einen langjährigen Schüler meines Vaters, der gemeinsam mit Uli Loseries, Michael Lewis, Etienne Huck und anderen wie enge Familienmitglieder in Ratan Palli waren, die sich immer in unserem Haus aufhielten, um Praxis zu machen und um zu tippen, Druckmatrizen zu erstellen und die übersetzten und gedruckten Texte zu binden. Ich erinnere mich, wie ich abends oft darauf verzichtete, auf den Spielplatz zu gehen, da ich mit dem Drucken auf der Gestner-Kopiermaschine viel zu beschäftigt war. Manchmal hatten wir das Gefühl, dass das ganze Haus zu einer Druckerei geworden war.

Ich bekam immer besondere Beachtung durch meinen Vater, da ich das Privileg hatte, an vielen nationalen und internationalen Seminaren über den Buddhismus teilzunehmen, zu denen mein Vater mich mitnahm. Ich habe bei vielen Gelegenheiten Belehrungen und Einweihungen empfangen, während wir in Shantiniketan wohnten. Ich empfing die gesamte Übertragung der Khordong-Nuden-Dorje-Linie zusammen mit Tulku Norbu, und als Zeichen, dass wir diese empfangen hatten, bekamen wir beide von Rinpoche wertvolle Geschenke, die sehr ähnlich waren. Dies war ein Ring aus Elfenbein (eigentlich ein Paar), den mein Vater auf dem Scheitel trug und seine Haare darum wand. Nun haben Tulku Norbu (der der Sohn von Tulku Gyurme ist) und ich jeweils einen davon. Ich habe auch die Einweihungen in Breslau in Polen empfangen. Ich bekam auch viele Anweisungen über Pujas und Rituale, die mein Vater mir in vielen privaten Begegnungen während seiner letzten Jahre in Siliguri gab, wenn er uns alljährlich von Oktober bis März besuchte.

Als ich ein kleiner Junge war und in Nichu Bangla in Shantiniketan wohnte, folgte ich meinem großen Bruder Tulku Migmed überallhin. Einmal ging ich zum nahe gelegenen Bandhgara-Weiher, um Schwimmen zu lernen. Mein Bruder schubste mich einfach ins Wasser, wo ich dann Schwimmen lernte, da ich um mein Leben fürchtete. Mein geliebter Vater schubste mich immer ohne Sicherheitsnetz in Situationen, in denen ich handeln musste. Ich erinnere mich, wie er einmal eine gebrauchte Remington-Reiseschreibmaschine auf dem heimischen Flohmarkt (Chas Bazaar) erstand. Ich war neugierig und tippte darauf herum. Ein paar Tage später brachte er mir ein dreihundertseitiges englisches Buch über den Buddhismus und trug mir auf, dieses binnen zwei Wochen abzutippen. Anfangs dachte ich, dies sei mir möglich, aber kaum dass ich angefangen hatte, merkte ich, dass dies so einfach nicht war. Nach zwei Monaten hatte ich dann jedoch die Aufgabe gut erledigt. Aber ich hatte über tausendfünfhundert Blatt verbraucht. Später dann wurde mir klar, dass er mir diese Aufgabe übertragen hatte, damit ich den Umgang mit einer Schreibmaschine lernte. Natürlich setzte er mich dann als persönliche Schreibkraft ein, und nicht die von der Universität bezahlte aus seiner Abteilung.

Dieser alte Mann hat mich immer wieder von einer Klippe gestürzt, um meine Nerven zu testen, nicht im physischen Sinne, aber es war nie leicht, den Gipfel dann wieder zu erklimmen, und doch tat ich dies. Heute ist seine körperliche Gegenwart nicht mehr da, aber ich spüre seinen Atem in meinem Nacken. Ich darf ihn nicht enttäuschen.

Ich habe einige Jahre meines Lebens gewidmet, um meinem Vater zu dienen, aber nach seinem Weggang habe ich mein Leben dem Dharma, der seiner war, gewidmet. Ich bitte alle Mitglieder unserer Sangha, die Schüler unseres geliebten Rinpoche, zusammenzuhalten und unsere Praxis ebenso zu widmen, und ein Leben reinen Herzens zu führen, um dem Buddha, dem Dharma und der Sangha zu dienen.

Rinpoche hat Leute als Hauptregenten und Regenten in verschiedenen Ländern ausgewählt, damit sie alle vereint als Fackelträger der Botschaft des Buddha wirken. Ich möchte diese Gelegenheit nochmals nutzen, um alle Regenten dazu aufzurufen, ihre Unterstützung der Dharma-Aktivitäten, die von unserem Meister, dem verstorbenen Terchen Tulku Chhimed Rigdzin Rinpoche eingeleitet wurden, auszuweiten.

Meine Ansichten und Hoffnungen bezüglich der beiden Plätze hier in Dhansara und auch der Drophanling-Gompa in Darnkov in Polen sind, dass diese beiden Plätze dem Zweck dienen müssen, für den sie geschaffen wurden: um die Verbreitung der Byangter-Schule des tibetischen Buddhismus zu stärken und fortzuführen. In meinem kurzen Leben von nun einundfünfzig Jahren hatte ich die Gelegenheit, viele der von mir und anderen verehrten Lamas zu sehen und mit ihnen zu sprechen. Aber ich hätte nicht die Möglichkeit gehabt, unseren Rinpoche kennen zu lernen. Dies konnte ich nur, weil ich als sein Kind geboren wurde. Er ist mein Vater, mein Mentor, mein Guru und mein Buddha.

Ich wurde von meinem Vater angewiesen, wie seine Wiedergeburt gefunden werden könnte. Er sagte, dass ich dreimal Anweisungen in meinen Träumen bekommen würde und genau wissen würde, wann und wo ich ihn finden würde. Ich weiß, dass wir alle sehr begierig darauf sind, Nachrichten über seine Wiedergeburt zu hören. Ich bitte darum keinen Klatsch zu verbreiten und um Vertrauen in das, was Rinpoche über seine Wiedergeburt sagte. Ich werde euch alle informieren, sobald ich selbst Bestätigung darüber habe. Ich habe bislang in zwei Träumen Anweisungen erhalten und warte nun auf den dritten. Dies kann bald geschehen oder in einer Weile, aber bitte betet weiterhin für seine Wiedergeburt, indem ihr die Gebete rezitiert, solange ich nichts über seine Wiedergeburt verlautbaren lasse. Die Khordong-Gompa in Kham wartet auch ungeduldig auf diesbezügliche Neuigkeiten.

Zu guterletzt möchte ich euch allen für die freundliche Unterstützung der Khordong-Byangter-Gompa und Drophanling danken. Ich bete zum Dreifachen Juwel, um allen ein langes Leben, Glück, Gesundheit, Frieden und Wohlstand zu geben.

Tulku Ugen Chencho

Hauptregent

 

 

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