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Anna Aly Labana: Martin Boord in Berlin 2006

 Bei Martin Boord ging es zu Anfang um die Vorbereitungen, die ein Schüler benötigt, um eingeführt zu werden in das Mandala, das mit jedem Guru, der bei uns lehrt, eröffnet wird. Er begann den Vortrag mit dem Bodhisattva-Ideal und was es bedeutet, dieses Bestreben umzusetzen im Zusammenhang mit den verschiedenen buddhistischen Fahrzeugen, die sich im Laufe der Jahrtausende entwickelt haben. Martin beschrieb die einzelnen Übungen des Ngöndro und erklärte ihre psychologischen Auswirkungen. Eine besondere Ausführung galt dem Mandala Opfer mit seinem äußeren, inneren und geheimen Aspekt. Diese vorbereitenden Übungen sind anstrengend, verleihen dem Schüler jedoch Gesundheit, die nötige Klarheit und Festigkeit, um seinen Weg fortzuführen.

Warum eine unvorbereitete Einführung in das Mandala beim Schüler einen schweren Schock auslösen oder aber gar keine Wirkung zeigt wurde erläutert. Weiterhin ging es um die Zufluchtnahme und Entwicklung von Bodhicitta. Martin betonte, dass der Schüler nach der Zufluchtnahme bei den drei Juwelen die Verantwortung trägt, selbst zu einer Zuflucht zu werden.

Die Komplexität des Gurus, hier also Padmasambhava, wird evident durch seine 8 Manifestationen, welche verschiedene Persönlichkeitstypen darstellen.

Martin berührte auch kurz die Bedeutung der Traditionen der Schatztexte (Therma), welche der Nyingmapa-Linie eigen ist, und die verschiedenen Arten der Guru-Rinpoche-Biographien, die dem Schüler, der um historische Genauigkeit bemüht ist, Kopfzerbrechen bereiten kann. In diesem Zusammenhang gab er uns auch einige Einblicke in die Verquickung und gegenseitige Befruchtung der zu dieser Zeit existierenden spirituellen Richtungen.

 Er betonte, dass es ohne die Entwicklung von großem Mitgefühl, also dem Bodhisattva-Ideal, kein in diesem Zusammenhang gültiges Mitgefühl gibt und Buddhaschaft somit seinen Anfang nimmt durch die Erwägung der 4 Gedanken, die den Geist von Samsara abwenden. Der Kreislauf des Daseins und die Abkehr von Samsara sollen den Schüler motivieren, die nötigen Anstrengungen zu unternehmen. Techniken wie das Eintauschen des Selbst für Andere, sowie ein sich vertiefendes Verständnis für die Leerheit aller Phänomene helfen dem Schüler, sich zu fokussieren. Martin stellte die Ideale von Weisheit, Mitgefühl und Abkehr von Samsara den weltlichen Qualitäten von Verwirrung, Aversion und Verlangen gegenüber und erklärte, wieso nur die erstere Ansammlung von Qualitäten eine zureichende Vorbereitung für die Einführung in das Mandala darstellt. Die tiefe Bedeutung der 3 Juwelen und die Auswirkungen der Erkenntnis hierüber, welche auch in äußeren Zeichen sichtbar wird, wurde aufgezeigt. Dass ein aktives Engagement im Leben hieraus entstehen soll, ohne die Verwicklung in weltliches Denken ist, eine der Herausforderungen die nur zu meistern sind, wenn ungekünsteltes, umfassendes Mitgefühl entwickelt wurde.

Das große Paradoxon, dass der Einzelne Glück erlangt im Bestreben, alle fühlenden Wesen glücklich zu machen, wurde auf dem Hintergrund der Widmung allen Verdienstes erklärt.

Im Zusammenhang mit den vorbereitenden Übungen erzählte Martin von der Chöd-Praxis, welche dem Praktizierenden nicht nur die Fähigkeit verleiht, seiner Fixierung auf den eigenen Körper beizukommen, sondern auch eine heilsame Wirkung für andere haben kann.

Die Vajrasattva Meditation hat die Macht, auch hartnäckigste Tendenzen von Unreinheit, die sich über die Jahrmillionen der Fortpflanzung in unserem Geiststrom gehalten haben, aufzulösen. Wenn diese Reinheit nicht erneut durch Stolz über unsere spirituellen Errungenschaften beeinträchtigt wird, sind die Schüler bereit, in das Mandala des Gurus einzutreten.

Hierauf folgten Fragen. Eine Frage betraf die Bedeutung der viel beschworenen Möglichkeit, Zorn umzuwandeln. Wie dies geschehen kann, beantwortete Martin folgendermaßen: es wird dem Zorn weiterhin erlaubt aufzusteigen, der Praktizierende wendet ihn jedoch nicht länger gegen einen anderen oder ein Objekt, sondern gegen seine eigene verwirrte Tendenz sich über illusorische Entitäten aufzuregen.

Der Sonntag galt einer tiefgreifenden Erörterung des Guruyoga. Nachdem die vorher erklärten Übungen verwirklicht sind, ist der nächste unausweichliche Schritt das Treffen eines Gurus. In der tantrischen Praxis befindet sich der Guru in der Mitte des grenzenlosen Mandalas. Martin beschrieb und erklärte die Bedeutung der verschiedenen Sphären des Mandalas, in welchem die vier Himmelsrichtungen und der Kern unter anderem die fünf transzendenten Weisheiten darstellen. Der Guru liefert uns schließlich den Schlüssel dazu, im Mandala wiedergeboren zu werden. Auf dem Hintergrund dieser profunden Erklärungen praktizierten wir am Sonntagnachmittag die Große Padmasambhava-Puja mit einem Fundus an Einsichten in ihre Bedeutung, welche – zumindest für meinen Teil – eine unschätzbare Bereicherung waren.

Zum Schluß teilten die Organisatoren noch eine erfreuliche Nachricht mit uns: fast die gesamten Kosten des Wochenendes kamen durch die Spenden der Teilnehmer zusammen.


Mit lieben Grüßen an alle Sangha Mitglieder,

Anna Aly Labana

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